Der Info-Abend "Forschung nutzbar machen" gab in Chemnitz Einblicke in etablierte, geänderte und neue Fördermöglichkeiten
Reichlich Informationen zu Förderprogrammen für wirtschaftlich orientierte Forschungs- und Entwicklungsvorhaben und Gelegenheit zum Netzwerken gab es bei der diesjährigen Auflage des sommerlichen Events, zu dem das südwestsächsische Gründernetzwerk SAXEED und das Technologie Centrum Chemnitz eingeladen hatten.
Etwa 80 Besucher aus Hochschulen, Unternehmen und der südwestsächsischen Gründerszene hatten sich am 11. Juni in den Räumen der EDC – Electronic Design Chemnitz GmbH zunächst zur Veranstaltung "Forschung nutzbar machen" eingefunden. Den Vortragsreigen eröffnete Dr. Georg Schmidt vom Institut für Print- und Medientechnik der TU Chemnitz, der das Programm „Validierung des technologischen und gesellschaftlichen Innovationspotenzials wissenschaftlicher Forschung – VIP+“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung vorstellte. Die Entwicklung eines auf Papier gedruckten Lautsprechers wird hier mit 1,4 Millionen Euro gefördert – „T-Paper“ nennt sich das Projekt. „Man muss bereits bei der Beantragung zeigen, dass es für das Produkt Kunden gibt“, erläuterte Schmidt – die kommerzielle Auswertung der Forschung sei von Beginn an mitzudenken. Dank der guten finanziellen Ausstattung könne man auch jetzt bereits darüber nachdenken, wie das Projekt künftig weitergeht: „Die Gründung eines Start-ups ist ebenso möglich wie die Auslizenzierung“, so der TU-Wissenschaftler.
Auch für bereits bestehende Unternehmen interessant ist die Weiterentwicklung der Förderprogramme in Sachsen, die Claudia Weber vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr vorstellte: Ziel sei es gewesen, die Programme auch für Gründer und Start-ups attraktiver zu gestalten und die Antragsstellung zu vereinfachen. Änderungen gab es in der Förderquote im Bereich E-Business – von 40 auf 50 Prozent. Webers Hauptaugenmerk lag auf den Änderungen im Programm zur Markteinführung innovativer Produkte: Dieses Programm sei auf die Entwicklung nichttechnischer Innovationen und digitaler Produkte ausgeweitet worden. Das Programm könne nun auch für die wirtschaftliche Auswertung fremder FuE-Projekte genutzt werden. Darüber hinaus könne die Förderquote bis zu 75 Prozent betragen.
Das Programm des EXIST-Gründerstipendiums präsentierte Dr. Madlen Wuttke vom Projekt PIAS, das eine Lern-App für Vorschulkinder entwickelt: Im Rahmen der einjährigen Förderung werden drei Wissenschaftler finanziert, die an einer Unternehmensgründung arbeiten. „Uns führte der Wunsch nach der praktischen Anwendung eigener Forschungsergebnisse ins EXIST-Programm“, so Wuttke. Das Gründerteam in spe nutzte die Beratungsangebote von SAXEED ebenso wie den Gründerwettbewerb des Netzwerks, um die eigene Idee zu schärfen.
Einen Schritt weiter ist die TROWIS GmbH um Dr. Thorsten Heinze: Das Unternehmen entwickelt neuartige Seilkonstruktionen – unter anderem sollen Belastungen und Abnutzungen hier direkt überwacht werden. Heinze berichtete von den Herausforderungen des Bewerbungsprozesses um einen EXIST-Forschungstransfer, den das Gründerteam durchlaufen hat: Dazu gehörten unter anderem die Präsentation vor einer 15-köpfigen Auswahljury, ein verzögerter Förderungsstart oder die schwierige Suche nach dem passenden Personal oder nach passgenauen Räumlichkeiten (die im TCC eine geglückte Lösung fand). Gut 800.000 Euro erhielt TROWIS am Ende zugesprochen, allerdings mit Auflagen: „Wir müssen beispielsweise im ersten Förderjahr noch ein Patent anmelden“, berichtete Heinze.
Einen neuen Baustein in der universitären Gründerförderung stellte Prof. Dr. Uwe Götze, Prorektor für Transfer und Weiterbildung an der TU Chemnitz, vor: das TUClab. Ergänzend zu den Angeboten von SAXEED sollen hier künftig auch gegründete Unternehmen unterstützt werden. Zwei bis drei Gründungen pro Jahr wolle man als Universität fördern – beispielsweise durch Mentoren aus der Wirtschaft oder mit Räumlichkeiten. Das Programm soll am 30. Juni starten – dann sollen Unternehmen mit Potenzial in den Kernkompetenzfeldern der Uni zur Bewerbung fürs TUClab aufgerufen werden.
Traditionell endete die Netzwerkveranstaltung mit einem regen Austausch am Grill im Hof des „Start up“-Gründerzentrums. Hier schlossen sich noch weitere Gründer und Mitarbeiter der Unternehmen im TCC ebenso wie Vertreter von Fördermittelgebern, Wirtschaftsförderern, Gründerbetreuern dem Event an, verstärkten alte und knüpften neue Kontakte.