Chemnitzer BEAS Technology GmbH entwickelt modulares Cobot-Schweißsystem.
Von einem „aktuell schwierigen Marktumfeld“ spricht Carsten Fuchs, Geschäftsführer der BEAS Technology GmbH. Das Unternehmen mit Sitz im Technologie Centrum Chemnitz entwickelt maßgeschneiderte Lösungen für die Automation von Herstellungsprozessen, Spezialität: komplexe Schweißvorrichtungen. Gut 300 solcher Vorrichtungen hat das Unternehmen seit seiner Gründung im Jahr 2015 ausgeliefert, vor allem Unternehmen der Automobilindustrie und deren Zulieferer in der Metallindustrie waren dabei Kunden der BEAS und sorgten für organisches Wachstum beim Chemnitzer Start-up: 18 Mitarbeitende beschäftigt BEAS aktuell.
„Wir haben schon vor einigen Jahren begonnen, unsere Abhängigkeit von einer einzelnen Branche zu verringern – und setzen diesen Weg konsequent fort“, berichtet Fuchs, wie BEAS auch in Zeiten einer schwächelnden Auto-Industrie Chancen ergreift. Ein Schritt dorthin: die Installation eines Robotik-Studios, in dem kleine und mittelständische Unternehmen aller Branchen die Möglichkeiten der Automatisierung kennenlernen, Anwendungsszenarien entwickeln und Mitarbeitende schulen können.
Einen weiteren Schritt ging BEAS nun mit der Fusion mit der RTE Robotertechnik Dr. Eckardt. RTE gibt es seit 1996. Gründer Dr. Uwe Eckardt bot gemeinsam mit externen Dienstleistern einen Rund-um-Service um Robotersysteme an, vom ersten Gespräch über die Konstruktion und Herstellung von Anlagen bis zur Inbetriebnahme und dem kontinuierlichen Service. Bereits in der Vergangenheit hatten BEAS und RTE punktuell zusammengearbeitet, nun geht das Zwickauer Traditionsunternehmen im Zuge einer Nachfolgeregelung als eigene Business-Unit schrittweise in BEAS auf. „RTE war überwiegend im Non-Automotive-Bereich tätig, das erweitert unsere Kundenbasis erheblich“, begründet Carsten Fuchs die Fusion.
Zugleich bleibe Uwe Eckardt als Ansprechpartner erhalten und bringe in den kommenden Jahren seine Expertise in das Chemnitzer Unternehmen ein. Ein erstes Entwicklungsprojekt ist dafür gerade in Vorbereitung – die Entwicklung eines modularen Cobot-Schweißsystems vor allem für kleinere Industrieunternehmen und Handwerker. „Cobots sind lernende Roboter“, erläutert Uwe Eckardt: „Sie können von einem fachkundigen Schweißer vergleichsweise leicht programmiert werden – und nehmen diesem dann die wiederholenden Tätigkeiten etwa bei der Produktion von Kleinserien ab.“
Ein weiterer Vorteil: Die einmal einprogrammierten Prozesse „merkt“ sich ein Cobot auf Dauer – sollte ein Produkt nur alle paar Monate oder gar Jahre hergestellt werden, ist der Prozess auch dann noch in gleicher Qualität abrufbar, wenn der ursprüngliche Schweißexperte vielleicht schon im verdienten Ruhestand ist. Die Technologie macht den Schweißerberuf wieder attraktiver, sind Fuchs und Eckardt überzeugt – wie Robotertechnik insgesamt den Nachwuchs fasziniert: Unternehmen mit Automatisierungstechnik fällt es leichter, Ausbildungsplätze zu besetzen, werden ihnen doch stärker Attribute wie Modernität und Zukunftsfähigkeit zugeschrieben.
Für ihr modulares Cobot-Schweißsystem nutzt BEAS-RTE Systeme von ABB Deutschland – Uwe Eckardt bringt den Status als ABB Value Provider mit in das gemeinsame Unternehmen ein. Das System soll in der Grundausstattung aus Schweißtisch, Cobot und Schweißequipment bestehen, je nach Kundenbedarf werden weitere Module wie Vorrichtung, Absaugung, Einhausungen oder auch ein zweiter Roboter sowie über das Schweißen hinausgehende Funktionalitäten integriert: „Damit bringen wir die Automatisierung in ganz neue Anwendungsszenarien“, ist sich Carsten Fuchs sicher.
Entsprechend rechnet BEAS – trotz schwierigem Umfeld – auch mit weiterem Wachstum. Zwei bis drei neue Mitarbeiter könnten in den kommenden Monaten hinzukommen, denkt er. In jedem Fall aber bringt die Fusion einen erhöhten Platzbedarf mit sich. Dem wird im TCC an der Annaberger Straße durch den Umbau einer bisher als Lagerhalle genutzten Fläche entsprochen, die zu einer größeren Werkhalle umgerüstet wird.
„Aus unserer Sicht ist das eine Win-Win-Situation“, sagt TCC-Geschäftsführer Jens Weber. Denn mit der Erweiterung macht BEAS auch kleinere Produktionshallen frei – Platz für andere Unternehmen, die das kommunale Gründerzentrum häufig wegen seines Mixes aus Büros, Laboren und Produktionsflächen sowie der Flexibilität bei der Flächennutzung als Standort auswählen. Auch für BEAS-Geschäftsführer Carsten Fuchs ist das TCC weiterhin ein idealer Partner: „Wir fühlen uns sehr wohl hier, weil unsere Wünsche in die Planungen des TCC einfließen.“ Hinzu komme das partnerschaftliche Verhältnis zu vielen anderen Unternehmen vor Ort: „Da unterstützt man sich ganz oft unbürokratisch untereinander, wenn Expertise benötigt wird“, weiß Fuchs. Ein Vorteil, von dem neben den BEAS- künftig auch die RTE-Kunden profitieren.