Das Chemnitzer Start-up VRENDEX punktete in den vergangenen Monaten mit Anwendungen für Virtual und Augmented Reality.
Die Corona-Pandemie hat vieles durcheinander gebracht in den vergangenen Monaten: Wer nicht zur Schließung gezwungen war wie Gastronomie oder Einzelhandel, musste wegen notwendigen Schutzmaßnahmen oder krankheitsbedingten Ausfällen Störungen im regulären Arbeitsablauf hinnehmen, globale Lieferketten rissen und viele Veranstaltungen konnten plötzlich nurmehr digital stattfinden.
Gut also, wenn man schon vorher im virtuellen Raum unterwegs war. So wie die VRENDEX GmbH: „Unsere erste digitale Messe haben wir schon vor vier Jahren durchgeführt“, erklärt Gründer Manuel Dudczig. Seitdem hat sich das Team um den studierten Sozialpädagogen und Maschinenbauer auf die Nutzung von 3D-Technologien spezialisiert: Mit Virtual und Augmented Reality, aber auch mit 3D-Aufnahmetechniken, 3D-Modellierung oder 3D-Druck erobert das Team virtuelle Welten für ganz unterschiedliche Anwendungen.
So schafft VRENDEX beispielsweise digitale Prototypen: Ausgestattet mit VR-Brille und VR-Handschuhen lassen sich diese Prototypen von allen Seiten begutachten und auf ihre Einsatztauglichkeit testen – vor allem für die Entwicklung technisch anspruchsvoller Produkte ein großer zeitlicher und finanzieller Vorteil: Kleine Änderungen können digital vorgenommen werden, ohne dass ein neuer realer Prototyp entstehen muss. Ob Fahrrad oder Transportwagen – VRENDEX hat schon einiges in Pixel gepackt, was später massentaugliche Realität wurde.
Doch dabei bleibt das Unternehmen nicht stehen. Weil während der Pandemie viele Fachmessen ausfallen mussten, bildete VRENDEX ganze Maschinen in ihrer Funktionalität virtuell nach: Was man nicht vor Ort anschauen kann, kann man nun in interaktiven Filmen erkunden. Die Messeumgebung kann VRENDEX dann gleich auch noch abbilden – in unterschiedlichster Tiefe: Vom 36-Grad-Portal mit Firmenpräsentationen bis hin zur Darstellung einzelner Produkte – auch geeignet, um Produktportfolios auf Unternehmenswebseiten darzustellen. „Auch wenn wir ein Jahr lang selbst physisch keine Messen und Ausstellungen mehr besuchen konnten, haben wir mehreren hundert Firmen zumindest digitale Messestände über unterschiedlichste Messeformate anbieten können“, so Dudczig.
Aufsehen erregte auch der virtuelle Seiffener Weihnachtsmarkt im Rahmen der Kampagne „So geht sächsisch“: Weil das traditionsreiche Ereignis im erzgebirgischen Spielzeugmacherdorf nicht real stattfinden konnte, wurde es im Internet nachgebildet: „Dank der Weitsicht der Veranstalter haben wir bereits im Sommer 2020 den Seiffener Marktplatz fotografiert – und dann bis zum Advent eine heimelige Winteratmosphäre darübergelegt und die Schaubuden der Markthändler eingebaut.“ 150.000 Besucher zählte dieses Weihnachtsmarkt-Ersatz-Erlebnis innerhalb von zwei Wochen, lockte deutsche Fernsehteams und internationale Presse an – und fand bald Nachahmer, etwa mit dem virtuellen „Kieler Umschlag“: Auch das norddeutsche Familienfest mit einer Geschichte, die bis ins Jahr 1431 zurückreicht, wurde von VRENDEX für die Auflage 2021 virtualisiert.
Bei dieser gelebten Zukunftsfähigkeit nimmt es wenig Wunder, dass VRENDEX regelmäßig Preise abräumt: Fest eingebettet in die Gründerszene in Chemnitz und Sachsen, reüssierte das Unternehmen etwa beim Programm KRACH - Kreativraum Chemnitz, sammelte das Gründerpaket von TCC, CWE, C³ und Volksbank ein, holte sich einen Platz in der Klasse des TUClab und im Volkswagen-Inkubator in der Gläsernen Manufaktur. „Für VW haben wir gleich eine virtuelle Lernwelt zum Thema E-Mobilität am Beispiel des ID.3 entwickelt“, erzählt Dudczig: „Leider fanden aber alle unsere Workshops mit Volkswagen auch nur virtuell statt – da wäre uns als Team der Direktkontakt zu den VW-Mitarbeitern, aber auch zu den anderen Teams manchmal lieber gewesen.“ Aber alles geht halt doch nicht in so einer Krise.